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Montag, Juli 28, 2014

Grimm und Groll - Eckhart Tolle

Grimm und Groll

Klagen ist zwar oft mit der Empfindung der Verärgerung verbunden, aber es kann auch von stärkeren Emotionen wie Wut und anderen Formen des Aufgebrachtseins begleitet werden. So lädt es sich energetisch stärker auf. Dann verwandelt es sich in Grimm, der ebenfalls wieder der Selbststärkung des Ego dient. Viele warten immer nur auf etwas, das eine negative Reaktion bei ihnen herausfordert, sie stört und ärgert, und es dauert selten lange, bis es so weit ist. »Das ist eine Schande«, sagen sie, »wie kann man bloß …« »Das ärgert mich.« Sie sind ebenso süchtig danach, sich aufzuregen und zu ärgern, wie andere nach Rauschdrogen. Indem sie negativ auf dies und das reagieren, bringen sie ihr Ichgefühl zum Ausdruck und stärken es.

Lang anhaltender Ärger wird als Groll bezeichnet. Einen Groll zu hegen heißt, ständig »gegen« etwas zu sein, und daher hat das Grollen bei vielen Menschen einen bedeutenden Anteil am Ego. Kollektiver Groll kann jahrhundertelang in der Psyche eines Volkes oder Stammes überdauern und einen nie endenden Kreislauf der Gewalt nähren.

Groll ist eine starke negative Empfindung, die mit einem manchmal weit zurückliegenden Ereignis aus der Vergangenheit verknüpft ist und die durch zwanghaftes Denken daran, »was jemand mir angetan hat« oder »was jemand uns angetan hat«, also durch ständiges Wiederabspulen einer Geschichte im Kopf, am Leben erhalten wird.

Groll hat auch schädliche Auswirkungen auf andere Lebensbereiche.
Wenn du zum Beispiel gerade Groll empfindest und daran denkst, kann diese negative emotionale Energie deine Wahrnehmung von einem Ereignis, das im Moment geschieht, verzerren oder die Art und Weise beeinflussen, wie du mit jemandem sprichst oder umgehst. Groll aus einem einzigen Grund genügt, um große Teile deines Lebens zu vergiften und dafür zu sorgen, dass dich das Ego fest im Griff hat.

Du musst ehrlich sein, um erkennen zu können, ob du einen alten Groll hegst, ob du irgendjemandem in deinem Leben, einem »Feind«, noch immer nicht ganz vergeben hast. Wenn du ans Werk gehst, musst du dir den Groll sowohl auf der mentalen als auch auf der emotionalen Ebene bewusst machen; achte deshalb auf die Gedanken, die ihn nähren, und spüre den Empfindungen nach, mit denen der Körper auf diese Gedanken reagiert.

Versuch nicht, vom Grollen abzulassen.
Der
Versuch, davon loszukommen und zu vergeben, bringt nichts. Vergebung geschieht ganz von selbst, sobald du einsiehst, dass das Grollen keinen anderen Zweck hat, als ein falsches Selbstgefühl zu stärken und dem Ego zu dienen. Diese Einsicht ist befreiend. Wenn Jesus sagt: »Liebet eure Feinde«, geht es im Wesentlichen um die Auflösung einer der Haupt-Egostrukturen im menschlichen Geist.
Die Vergangenheit hat keine Macht über dich, sie kann dich nicht davon abhalten, jetzt präsent zu sein. Und was ist Groll denn schon? Eine Altlast von Gedanken und Emotionen.

Eckhart Tolle - Eine neue Erde



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